Meisterwerke, 5 Kanal-Videoinstallation, 2009, stereo, s/w

Mit Juliane Zelwies' Videoinstallation «Meisterwerke» bewegen wir uns auf die Mikroebene, mitten ins Geflecht sozialer Beziehungen und psychischer Zustände. Nicht um Konflikte utopisch aufzulösen, sondern um sie sich überhaupt erst einmal zu vergegenwärtigen und durchzuarbeiten.

Fünf Monitore sind gleich einer Personenaufstellung auf einem Podest angeordnet. Der/die BetrachterIn muss auf das Podest treten und Teil dieser Aufstellung werden, um alle Elemente der Arbeit ansehen zu können.

In jedem Video wird ein bekanntes Werk aus der Kunstgeschichte mit der aus der systemischen Beratung stammenden Reflektionsmethode der Familienaufstellung nachgestellt. Die Protagonisten sind sowohl Stellvertreter für die dargestellten Personen in den Bildern als auch für Künstler, Publikum und Auftraggeber bis hin zu Objekten und Materialien der künstlerischen Werke.

Harmlose Fragen zur Ikonografie des Bildes lösen bei den Beteiligten emotionale Reaktionen aus, Anspannungen, Wut, Weinkrämpfe oder Verweigerungen sind einige der zu beobachtenden Reflexe. Die «Meisterwerke» werden zum Auslöser verdrängter psychischer Reste und ungelöster Projektionen.

Die Arbeit von Juliane Zelwies macht deutlich, dass jeder Mensch selbst schon seine eigene Gemeinschaft ist, voller Wünsche und Ängste, Selbst- und Fremdbilder. Die Versammlung der Personen wird zu einer Versammlung von Geistern und Schatten, die uns als soziale Wesen bedrängen und verfolgen - und deren Schwere wir uns nur durch die Konfrontation damit entledigen können.

Text: Yvonne Volkart